Bei immer mehr Profilen auf Instagram und co. stößt man mittlerweile auf den Hashtag #MentalHealth. Meistens haben sie selbst bereits Erfahrungen mit psychischen Erkrankungen gemacht und teilen ihre Geschichte und ihre alltäglichen „Struggles“ ganz offen. Über tiefe seelische Verletzungen sprechen oder zu schreiben, sich der Welt zu öffnen, das ist kein Tabu mehr. Es ist ganz einfach. Nur einen Klick entfernt, so scheint es. Aber ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht. Oder? Jedenfalls fühlt es sich für mich nicht so an. Und doch werde ich nun genau das tun: Das Pflaster abreißen und einen Teil von mir zeigen, den ich für gewöhnlich bedeckt halte. Für manche Dinge ist man eben erst bereit, wenn man sie einfach tut.
Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Die Geschichte dieses Blogs. Denn dieser Blog hat seine Existenz streng genommen auch einer Krankheit zu verdanken. Darf ich vorstellen: meine Angststörung. Sie ist wie immer anwesend, sitzt ganz dicht bei mir und schaut mir über die Schulter während ich schreibe. Ob das, was ich schreibe, auch gut genug ist und überhaupt jemanden interessieren könnte. Das fragt sie übrigens permanent, und nicht nur wenn es um das Schreiben geht.

Seit ich ungefähr 15 Jahre alt war, ist sie mein ständiger Begleiter. Die ersten Monate und Jahre waren eine Abwärtsspirale. Jeder Tag irgendwie ein Kampf, den ich in meinem Inneren auszutragen hatte, denn nur eine Handvoll Menschen wusste von meinen Ängsten. Ich hatte Angst vor scheinbar alltäglichen Aktivitäten wie Fahrradfahren, Telefonieren oder Einkaufen-gehen. Ich vermied immer mehr, machte nur das Nötigste. Nach einer gewissen Zeit litt ich so sehr unter meinen selbst auferlegten Einschränkungen, dass ich im Internet meine Symptome eingab und endlich verstand, was mit mir vorging. Ich stieß auf den Begriff Sozialphobie/Social Anxiety.
Es war erschreckend und erleichternd zugleich, mich damit zu identifizieren – ich wollte nicht krank sein, gleichzeitig konnte ich endlich benennen, was mit mir los war. Ich fasste einen Entschluss: Ich würde eine Kämpferin sein, denn die lassen sich von dämlichen Ängsten nicht ihr Leben und ihre Träume wegnehmen. Ich stieß auf das Thema Positive Psychologie. Ich las Blogposts und sah Videos mit Tipps für mehr Selbstliebe und Gelassenheit an. Ich ging den großen und entscheidenden Schritt eine Therapie zu beginnen. Ich schöpfte wieder HOFFNUNG. Und diese Hoffnung ist es, die mich in kleinen Schritten Richtung Heilung bringt, noch heute.
Ich wollte diese Hoffnung immer irgendwie weiter geben. Und da ich nun mal ein Schreib-Mensch bin, war schnell klar, wie: durch Worte. Ich rief diesen Blog ins Leben. Aber nach nun fast zwei Jahren, habe ich noch immer nicht den Mut gefasst mich der Welt so verletzlich zu zeigen. Bis heute. Verletzlichkeit ist auch stark und Mut bedeutet für mich schon lange nicht mehr angstfrei zu sein. Wahrer Mut ist für mich, mit der Angst in den Achterbahn-Waggon zu steigen, die Augen zu schließen und trotzdem zu LEBEN. Und irgendwann weiß die Angst bestimmt, dass ich sie gar nicht brauche und mich sehr gut selbst vor Gefahren schützen kann, und zwar vor richtigen.
Wow, das war schon sehr viel auf einmal. Für heute schließe ich das Thema ab. Aber ich habe so das Gefühl, das ist erst der Anfang. Ich danke dir, dass du dir Zeit genommen hast, meine Geschichte zu lesen. Vielleicht hat sie dich berührt oder zum Nachdenken gebracht… Ich hoffe es. Gebt mir gerne Feedback dazu, ob ihr mehr zum Thema Mental Health von mir lesen wollt. Das Thema liegt mir sehr am Herzen. 🙂
Bis bald, deine Leo ❤
Willst du mir dein Vertrauen schenken und deine Geschichte (im Privaten) mir mir teilen? Ich würde mich sehr darüber freuen.
Wow, wie super, dass du dich dafür entschieden hast, eine Kämpferin zu sein und auch dafür, dieses Thema zur Sprache zu bringen! Ich hoffe, dass es dir jeden Tag besser geht und dass du vielen Menschen Hoffnung geben kannst. 🙂 Ich glaube, das Thema ist zwar kein klassisches Tabuthema mehr, wird aber oft schon noch lieber unter den Tisch gekehrt oder kleingeredet und jeder Beitrag hilft dabei, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu geben.
Alles Liebe, Helen
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Liebe Helen, danke für deine lieben Worte! Ich glaube da hast du recht… und genau dabei möchte ich helfen. Heilung ist zwar kein linearer Prozess, aber ich merke immer wieder, wie große Fortschritte ich mache. Ich wünsche dir noch einen schönen Abend!
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