Zwischen zwei Vorlesungen wärmst du dir schnell das Essen von gestern auf, erst mal die spannende Serie weiter gucken und nebenbei noch auf die Nachrichten deiner besten Freunde antworten – kommt dir bekannt vor? Scheint ja normal zu sein. Aber gesund? Eher nicht… Denn es lenkt ab vom Wesentlichen. Nahrungsaufnahme und Genuss, nicht mehr und nicht weniger. Wieso also ist das Wesentliche auf einmal zum Nebenbei im Alltagsstress geworden?
Achtsam essen ist hier wie so oft das „magische“ Stichwort. Obwohl es so magisch gar nicht ist. Denn es geht ganz einfach darum, uns darüber bewusst zu werden, was unser Körper wirklich braucht und darauf zu hören, um uns gut zu fühlen mit unserem Essverhalten. Aber das ist gar nicht so leicht mit all den Ablenkungen und all den Mythen und Glaubenssätzen rund ums Essen, die uns so schnell ein schlechtes Gefühl einreden wollen.
Ich würde das achtsame Essen grob in vier Bereiche bzw. Fragen einteilen, die man dann für sich ergründen kann. Ich hoffe, ich kann dich damit ein bisschen zum Innehalten und Weiterdenken anregen…

*Triggerwarnung: wenn du dich mit dem Thema Ernährung und Essverhalten unwohl fühlst, stöbere vielleicht lieber in anderen meiner Beiträge. Außerdem habe ich dir unter dem Beitrag Anlaufstellen verlinkt, an die du dich mit diesem Thema wenden kannst. ❤
Kommen wir also zu den Kernfragen, die dich zu mehr Achtsamkeit beim Essen bringen:
1 Warum isst du (genau in dem Moment)?
Hast du wirklich Hunger, oder isst du eher aus emotionalen Gründen? Stress, Langeweile, Traurigkeit… lassen uns oft genug zu Essen greifen, wenn Hunger und Appetit abwesend sind. Besser fühlen wir uns dann meistens nicht, vor allem weil das oft die schnellen, fettigen Snacks sind, die unserem Körper nichts Gutes tun. Deshalb fängt achtsames Essen schon vor dem ersten Bissen an. Gerade wenn wir wie auf Autopilot oder nebenbei essen, hilft es, das warum immer mal zu hinterfragen. Und wenn wir merken, dass wir gerade eigentlich ein ganz anderes Bedürfnis zu stillen versuchen, diesem auch nachzugehen – also konkret zum Beispiel eine richtige Pause zu machen oder einen Herzensmenschen anzurufen, wenn es uns nicht gut geht.
2 Was isst du?
Da sind wir auch schon bei der Ernährung an sich. Das ist natürlich ein sehr komplexes Thema, bei dem jeder andere Bedürfnisse und Ansichten hat. Oft wird uns aber von der Fitnessindustrie eingeredet, dass bestimmte Lebensmittel grundsätzlich schlecht sind – und so fühlen wir uns dann auch, wenn sie doch auf dem Teller landen. Natürlich ist es eine Art Selbstfürsorge gesund und ausgewogen zu essen, aber wer verbissen einer Diät folgt (oder wohl eher es versucht, denn die meisten Diäten scheitern!), kämpft gegen sich selbst an. Bitte tu dir das nicht an, dein Körper leistet so viel für dich, bestrafe ihn nicht. ❤ Aber auch das Stichwort Nachhaltigkeit (Verpackung, Tierisches, Regionales/Saisonales) ist etwas, das leider oft hinter einem Genussgedanken zurücksteckt. Vielleicht beim nächsten Einkauf auch mal darauf achten? Es ist schwer, das „perfekt“ hinzubekommen und alle Aspekte auf einmal zu berücksichtigen, aber schon kleine Schritte können etwas bewirken und vielleicht geht es dir auch so, dass du mit einem guten „grünen“ Gewissen auch das Essen mehr genießen kannst?

3 Wie isst du?
Gewährst du dir genug Zeit und Ruhe, um dein Essen zu genießen? Um oft genug zu kaufen, statt in Hektik zu schlingen und dich dann aufgebläht und vielleicht mit Bauchschmerzen wieder an den Schreibtisch zu begeben. Ich versuche Mahlzeiten auch als kleine Pause zu sehen, in der ich meinem Körper neue Energie schenke, denn er leistet so viel. Erholung findet aber nicht unter permanenten Reizen statt. also, wieso nicht mal das Handy weg legen (lautlos) und mal wirklich den Geschmack und die Auszeit genießen? Möglich, dass sich die produktive Zeit dann viel konzentrierter und unbeschwerter angehen lässt.
4 Wie viel isst du?
Auch eine heikle Frage, die viel mit Körpergefühl und Selbstliebe zu tun hat. Ich kenne das selbst, oft bin ich die Person, die sich mehrmals nach nimmt. Ich weiß, wie mein Körper und meine Verdauung ticken, aber in unserer Gesellschaft fühlt man sich dennoch schnell unwohl. Und klar, oft isst auch bei mir das Auge mit und man merkt im Nachhinein, puh, das waren drei Gabeln mehr als nötig. Um herauszufinden, wie viel dein Körper braucht, musst du zuhören lernen und dir zugestehen, deinen Bedürfnissen zu folgen. Und deinen Selbstwert nicht von der Portion auf deinem Teller oder der Rundung deines Bauches danach abhängig zu machen. Es ist ganz normal, mal mehr, mal weniger Hunger zu haben. Da ergibt sich aus der Intuition meist ganz von allein eine Balance.
Hast du dich vor diesem Beitrag schon einmal mit dem Thema achtsam essen beschäftigt? Mit welchem Bereich davon möchtest du dich noch genauer auseinander setzen? Schreib´s in die Kommentare und lass mir gerne eine positive Bewertung da, wenn dir dieser Blogpost gefallen hat!
*Anlaufstellen, wenn du dich mit deinem Essverhalten unwohl fühlst: unter https://www.bzga-essstoerungen.de/ und https://www.bundesfachverbandessstoerungen.de/ findest du viele Informationen zu dem Thema und Kontakte, an die du dich konkret wenden kannst. Du bist nicht allein.
Übrigens: Im Moment bin ich auf Instagram sehr viel aktiver als hier – deshalb schau in der Zwischenzeit, bis es hier Neues gibt, gerne auf meinen social media Accounts vorbei.
xoxo und bis bald, eure Leo.